Bildungsnotstand in Sachsen: Ein Neustart für unsere allgemeinbildenden Schulen

Aus Positionen der FDP Sachsen
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Beschluss des 56. Landesparteitages der FDP Sachsen, Lommatzsch, 6. Mai 2023

Die allgemeine Schulbildung in Sachsen ist im weltweiten Vergleich leider nur noch Mittelmaß. Nach 30 Jahren konservativer Verantwortung für das Bildungssystem im Freistaat ist ein Neustart dringend erforderlich. Statt weltbeste Bildung zu ermöglichen, verwaltet die Staatsregierung den selbstverschuldeten Mangel. Sie muss sich eingestehen, dass selbst die Sicherstellung der Schulpflicht an vielen Schulen in Sachsen ein Problem darstellt.

Wir wollen das ändern. Wir Freie Demokraten stehen für das Individuum und die freie demokratische Gesellschaft. Daher setzen wir uns konsequent für ein sächsisches Bildungssystem ein, welches das Individuum in den Mittelpunkt stellt und diesem die Freiheit, Eigenverantwortung und individuelle Entfaltungsmöglichkeit zugesteht, die es braucht, um zu einem wertvollen Mitglied der Gesellschaft zu werden. Daher setzen wir uns für mehr Autonomie, mehr Selbstbestimmung und mehr Individualität im sächsischen Bildungssystem ein.

Dazu wollen wir die Kompetenz zur Lösung komplexer Aufgaben über Fachgrenzen hinweg fördern und mehr Praxisorientierung in den Unterricht einbringen. Das wollen wir durch praxisnahe Lehrpläne, ganzheitlichen Projektunterricht, lehrreiche Exkursionen an außerschulische Lernorte sowie eine konsequente Ausrichtung an den Bedürfnissen der an die Schulzeit anschließenden Berufs- und Hochschulausbildung erreichen. Hochschulen, aber auch allgemeinbildende Schulen und Berufsfachschulen sollen sehr viel stärker als bisher beratend in die Erstellung von Lehrplänen mit einbezogen werden.

Zudem müssen wir lokale strategische Partnerschaften zwischen Schulen, Ausbildungsstätten und Unternehmen ausbauen und diese zukunftsorientiert unterstützen. Orientiert an den Bedarfen, die die örtliche Wirtschaft hat und künftig haben wird, sollen regionale Bildungslandschaften entstehen.

Wir wollen daher Selbstmotivation stärken, Ehrgeiz und Leistungsgedanken fördern und Erfolgserlebnisse schaffen. Unsere Schulen sollen junge Menschen dazu befähigen, ihren eigenen Bedürfnissen und Interessen gemäß ein wirksames und erfülltes Leben zu führen.

Viele Eltern haben den Eindruck, dass ihre Kinder schlechter aufs Leben vorbereitet werden als sie selbst. Das können wir nicht akzeptieren. Wir Freie Demokraten setzen uns für eine Schulbildung ein, die den aktuellen und künftigen Herausforderungen der kommenden Generationen gerecht wird.

Diese jedoch wird anders aussehen müssen, als bisher und damit auf die gesellschaftlichen Veränderungen eingehen müssen. Reines auswendig lernen wird schon bald der Vergangenheit angehören und durch neue Technologien und Kompetenzen, beispielsweise im Bereich des sozialen Lernens abgelöst werden. Die Relevanz für das Individuum steht im Fokus einer modernen, individualistischen Gesellschaft.

Um die Selbstbildungsprozesse der Schülerinnen und Schüler zu stärken, bedarf es einer Reihe von Maßnahmen. Diese gilt es umgehend anzugehen, aber der Dringlichkeit entsprechend in kurzfristige, mittelfristige sowie langfristige Maßnahmen zur Verbesserung unseres Bildungssystems zu sortieren. Sie dienen uns als Agenda für die künftigen Aufgaben. Gehen wir es an, verpassen wir unseren Schulen einen Neustart.

Lehrermangel bekämpfen

Kurzfristig: Lehrermangel reduzieren – Lehrkräfte aus Verwaltung abziehen

Der über Jahre hinweg ignorierte Lehrermangel wirkt sich auf die Qualität der Ausbildungen aus und ist Beweis für die nicht mehr erfüllte Schulpflicht seitens der Staatsregierung. So werden junge Menschen tagtäglich ihrer Zukunft beraubt. Wir Freie Demokraten wollen die Schulen wieder handlungsfähig machen, den Mangel an Lehrkräften beseitigen und langfristig eine Beschulung nach Lehrplan mit möglichst wenig Ausfallstunden sicherstellen.

Das Landesamt für Schule und Bildung hat fast 1.000 Stellen, vielfach mit Lehrkräften besetzt, die an den Schulen fehlen. Das wollen wir ändern. Deshalb setzen wir uns gegen eine vergoldete Schulflucht und für eine verstärkte Rückführung von Lehrkräften aus der Verwaltung in die Praxis ein. Dazu gehört auch eine konsequente Prüfung der Anrechnungsstunden, vor allem eine kritische Betrachtung der Altersanrechnungsstunden. Hier gilt es Arbeitszeitpotenziale zu heben und Freiräume für Unterricht zu schaffen.

Wir stehen für einen Abbau der Verwaltungsstellen und fordern eine beschleunigte Einführung sinnvoller digitaler Verfahren und Methoden, um insbesondere personelle Kapazitäten freizumachen. Statt Überwachung der Schulen brauchen wir mehr Organisationskapazitäten in den Schulen, um ihre neue Rolle als integrierte Lernorte in ihrem sozialen Umfeld zu erfüllen. Insgesamt müssen Landesschulämter verschlankt und von unnötiger Bürokratie befreit werden. Standortschließungen müssen ernsthaft geprüft werden. Perspektivisch soll die Struktur wieder auf drei Ämter zurückgefahren werden.

Langfristig Lehrermangel behandeln – Lehrernachwuchs auf stabile Füße stellen

Stundenausfall, fallende Unterrichtsqualität und überlastete Lehrkräfte lassen die Rufe nach einer schnellen Lösung des Lehrermangels lauter werden. Zwar sind Sofortmaßnahmen dringend notwendig, dürfen aber nicht das Ende der Anstrengungen darstellen. Wir Freie Demokraten schlagen daher Maßnahmen vor, die auf lange Sicht ein verlässliches Fundament an Lehrkräften generieren:

Das betrifft zum einen die Entlastung der Lehrkräfte. Diese sind häufig gezwungen, neben der Unterrichtsgestaltung zahlreiche weitere Aufgaben im Schulalltag zu übernehmen - von der Verwaltung bis zur IT-Betreuung. Solche Bereiche sollen zukünftig von eigens dafür angestelltem Fachpersonal übernommen werden, damit den Lehrkräften mehr Zeit für die Gestaltung des Unterrichts bleibt. Außerdem wollen wir Sachsens Lehrkräfte durch technische Hilfsmittel entlasten.

Künstliche Intelligenz und Automatisierung besitzen großes Potential, den Lehrkräften Arbeit - zum Beispiel bei der Korrektur von Leistungskontrollen - abzunehmen. Findige Lehrkräfte sollen es dabei schon jetzt einfacher haben, Technologie ihrer Wahl zu nutzen, statt an Schulbürokratie zu scheitern. Mittelfristig soll allen sächsischen Schulen ein Standardpaket an entsprechender Software zur Verfügung gestellt werden.

Zum anderen drängen wir auf eine Reform der Lehrerausbildung, die den Beruf attraktiver für Abiturienten macht. Der Fokus an den Hochschulen liegt derzeit stärker auf der akademischen Ausbildung in den gewählten Fächern als auf Didaktik und praktischer Unterrichtsgestaltung. Dieses Verhältnis wollen wir umkehren. Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, die Praxisanteile des Lehramtsstudiums zu erhöhen und werdende Lehrkräfte früher als derzeit vor die Klassen zu bringen.

Die Lehrerausbildung soll auf zusätzliche Hochschulen im Freistaat ausgeweitet und so regional stärker verankert werden. Außerdem fordern wir, die Inhalte des Lehramtsstudiums zu überarbeiten und unter anderem der Digitalkompetenz mehr Raum zu geben. Daher setzen wir uns auch für die Schaffung eines Pilotstudiengangs „duales Lehramt“ ein. Ziel ist es, neue Wege der Lehrerbildung zu erforschen und dem Lehrermangel substantiell entgegenzutreten.

Kurzfristig Engagement belohnen, individuelle Mehrarbeit erlauben

Wir setzen uns für eine Flexibilisierung des Arbeitspensums ein. Aufstockung müssen auch für Beamte kurzfristig und schulintern möglich sein. In der heutigen Mangellage müssen auch kreative Ansätze verfolgt werden, um Engagement zu belohnen. So setzen wir uns für Direktauszahlungen und Lebensarbeitszeitkonten ein, um Lehrkräfte zur Mehrarbeit zu motivieren. Wir wollen aber auch gleichzeitig die Altersanrechnungsstunden sowie die K6/K9- Anrechnungsstunden an Gymnasien schrittweise reduzieren, um weitere Lehrstunden zu gewährleisten.

Kurzfristig Seiteneinsteiger erfolgreich und sinnvoll einbinden

Für uns Freie Demokraten sind Seiteneinsteiger mehr als nur kurzfristige Lückenbüßer, sondern können langfristig die Erfahrungsvielfalt unter den Lehrkräften an den Schulen bereichern. Damit jeder Bewerber bestmöglich auf den Schuleinsatz vorbereitet ist wollen wir Freie Demokraten das Unterstützungspotential von Seiteneinsteigern erhöhen. Sie sollen früher zu angemessener Ausbildung verpflichtet werden. An dem Verfahren, den Vertrag nach zwei Jahren auslaufen zu lassen, wollen wir festhalten. Damit kann gewährleistet werden, dass Bewerber, die für den Lehrerberuf nicht geeignet sind, nicht unnötig im System gehalten werden. Um den "Praxisschock" zu vermeiden wollen wir über den Einsatz von Seiteneinsteigern im Unterrichtsalltag in den ersten Jahren nachdenken, beispielsweise als Lernbegleiter in den Freiarbeitsphasen oder ähnlichem. So könnten Seiteneinsteiger ohne Vorerfahrung einen durchaus wertvollen Beitrag an Schule leisten, ohne sich selbst zu überfordern. Eine weitere Senkung des fachlichen Anforderungsniveaus lehnen wir ab.

Mit weniger mehr erreichen

Wir Freie Demokraten sehen, dass die demografische Entwicklung in Sachsen und Deutschland generell dazu führt, dass wir einen erheblichen Fachkräftemangel an allen Stellen der Wirtschaft, Verwaltung oder Industrie haben. Daher muss auch der Bildungssektor sich neu aufstellen und neue Konzepte entwickeln, wie man mit weniger Personal gleiche Bildungsstandards erhält. Hierzu wird es wichtig sein komplett neu zu denken und nicht starr an alten Verfahren und Unterrichtsformen festzuhalten. Vorbild können hier Freie Schulen sein, die mit mehr Projektunterricht und klassenübergreifendem Lernen teilweise gute Lernergebnisse erzielen. Gerade in größeren Klassen wird es aber auch nötig sein, dass sich Schüler auch viel mehr im Selbststudium Wissen aneignen und Lehrer mehr "Lernbegleiter" sind. Es ist daher wichtig heute schon die Selbstständigkeit der Kinder und Jugendlichen zu fördern und bei Eltern parallel für mehr Vertrauen und Akzeptanz zu werben. Da viele Schulen bereits aus der Not heraus neu Wege gehen sich zu organisieren, ist es auch wichtig das teilen von Best-Practice über das Kultusministerium besser zu steuern.

Schule einfacher machen

Lehrpläne grundlegend neu gestalten

Wir Freie Demokraten setzen uns für eine grundlegende Überprüfung der Lehrpläne ein. Wir wollen die Unterrichtsinhalte straffen und konsequent an den Anforderungen einer immer komplexer werdenden Gesellschaft ausrichten. Dabei sind digitale Lernmittel ebenso wichtig wie soziale Lernformen. Der Fokus soll auf die individuelle Entfaltung der Schülerinnen und Schüler gelegt werden und sie befähigen, ihr weiteres Leben nach den eigenen Wünschen und Fähigkeiten selbstbestimmt gestalten zu können. Solange jeder das Wissen der Welt in der Hosentasche bei sich trägt oder KI immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist es für uns viel wichtiger, das Schülerinnen und Schüler sich in dieser komplexen Welt sicher bewegen- Desinformation von Information trennen zu können und entsprechende Medienkompetenzen zu erlangen. Wir Freie Demokraten wollen daher konkret mehr Lernmethodik vermitteln und Schülerinnen und Schüler befähigen, sich selbst Wissen anzueignen. Es gilt: Lernen lernen!

Sanierungsstau an Schulen und Lernorten beseitigen

Wir Freie Demokraten fordern, den Sanierungsstau an den Schulstandorten aufzulösen. Sport- und Schwimmhallen müssen ertüchtigt werden und so ausfinanziert werden, dass für jede Schülerin und jeden Schüler eine ausreichende Schwimmausbildung und ein regelmäßiger Sportunterricht in einer akzeptablen Umgebung möglich ist.

Schulwege sicherer machen

Wir fordern eine strukturierte Verkehrserziehung an den Schulen, damit sich die Sicherheit des Schulweges, aber auch das Verhalten im Straßenverkehr nachhaltig verbessert.

Das Bildungsticket wollen wir auf ganz Sachsen ausweiten, den öffentlichen Schülerverkehr auskömmlich finanzieren und dort ausbauen, wo es notwendig ist. Die Sicherheit von Bushaltestellen und des Schulumfeldes wollen wir erhöhen. Daher fordern wir befestigte Haltestellen, Beleuchtung und Unterstände für jede Haltestelle. Wir setzen uns zudem dafür ein, dass Tempo-30-Zonen an Haltestellen in Schulnähe ausgebaut werden und an Gefahrenstellen durch einen Zebrastreifen ergänzt werden können.

Schulstandorte digital aufrüsten

Schulen müssen digital ausreichend ausgestattet werden, so dass digitale Lernmittel sinnvoll und ergänzend in einem modernen Unterricht eingesetzt werden können. Dazu muss jeder Schulstandort über einen Gigabit-Anschluss verfügen, in allen Unterrichtsräumen WLAN bereitstehen und ausreichend Administratoren die digitale Infrastruktur am Laufen halten. Wir fordern für jeden Schüler mobile Endgeräte ab Eintritt in eine weiterbildende Schule.

Lehrkräfte müssen sich verpflichtend weiterbilden und digitale Kompetenzen erwerben, so dass Technik und Methoden im Unterricht sicher genutzt werden können. Dafür muss das Kultusministerium Mindeststandards der Digitalisierung formulieren und Lücken in der Ausstattung und der entsprechenden Lehrerweiterbildung zeitnah schließen. Wir Freie Demokraten setzen uns dafür ein, dass Abschlussprüfungen digital abgelegt werden können.

Individualisiertes Lernen mithilfe von Apps, KI, Lernprogrammen

Wir Freie Demokraten setzen uns für feste Lernzeiten für individuelles, schülergerechtes, selbstorganisiertes Lernen ein, die fest in Curricula integriert sind. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler in ihrem Lernerfolg auch mit Digitalem Klassenzimmer, Lernprogrammen, Künstlicher Intelligenz, Virtual Reality und Augmented Reality unterstützt werden. Im Bestreben die Schul-Digitalisierung weiterzuentwickeln, sollte das sächsische Kultusministerium aktiv mit anderen Bundesländern zusammenarbeiten. Wir sehen in dieser neuen Technik keine Gefahr für den Unterricht und das Schulleben, sondern eine echte Chance, die schnell und umfassend ergriffen werden sollte, um diese Technologien frühzeitig für Schüler in didaktisch begleiteter Umgebung erfahrbar zu machen.

Kurzfristig Unterricht einfacher machen

Mit modernen Technologien wollen wir es Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern und Eltern, zu jeder Zeit an jedem Ort ermöglichen, am Schulalltag sowie den Rahmenbedingungen teilzuhaben. Digitale Stundenpläne, Hausaufgaben- und Notenhefte sowie Streaming aus dem Unterricht und virtuelle Exkursionen sollen das Schulleben vereinfachen. Wir fordern die Einrichtung „digitaler Klassenzimmer, in denen die Teilnahme am Unterricht via Ton- und Bildübertragung möglich ist.

Unterricht muss auch einfach gemacht werden für moderne Bildung, weshalb es einer klaren Digitalstrategie für Schulen bedarf und diese auch deutlich kommuniziert sowie konsequent genutzt wird. Bildungsportale in Sachsen müssen einfach, sicher und userfreundlich eingerichtet werden. Das Ziel muss sein, das Leben der Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler zu vereinfachen und einen einfacheren Datenaustausch mit möglichst vielen unterstützten Dateiformaten zu ermöglichen.

Lehrpersonal unterstützen

Schulassistenzkräfte an jede Schule

Wir Freie Demokraten fordern einen Schulassistenten an jeder Schule, weil gegenwärtig nur etwa jede dritte Schule diese wertvolle Unterstützung und Entlastung hat. Für Lehrkräfte und Schulleitungen werden so Ressourcen generiert, die in wertvolle Schul- und Unterrichtsentwicklung investiert werden sollten.

Wir Freie Demokraten kritisieren, dass die im Haushalt 2023/24 geplanten zusätzlichen Schulassistenzkräfte ausschließlich für Verwaltungsaufgaben eingeplant sind. Wir fordern, dass die Zahl der pädagogischen Schulassistenten und Inklusionsassistenten im gleichen Maße ansteigt.

Zudem streben wir einen Übergang der Verantwortung der Einzelfallhelfer unter das Dach des Kultus an, um die Organisation und Absprache aus einer Hand gewährleisten zu können.

Schulmanager einführen

Wir Freie Demokraten setzen uns für eine Trennung der administrativen und pädagogischen Leitung der sächsischen Schulen ein. Wir wollen erreichen, dass sich Schulleiter voll auf die Schulentwicklung, Qualität des Unterrichts sowie pädagogische Maßnahmen konzentrieren können. Der Schulmanager soll perspektivisch den stellvertretenden Schulleiter ersetzen und ihn somit für zusätzliche Unterrichtsstunden freisetzen.

Schulsozialarbeit ausbauen

Die Schulsozialarbeit ist eine wichtige Komponente des Schullebens und unterstützt das Lehrpersonal im Schulalltag und die Schülerinnen und Schüler in schwierigen Phasen ihres Lebens. Schulsozialarbeit fördert das Grundvertrauen von Schülerinnen und Schülern in die Gesellschaft, da Einzelfallhilfe für Familien, Schülerinnen und Schüler sowie Klassen im Fokus stehen. Sie ist auch als Prävention gegen den spürbaren Anstieg der Jugendkriminalität zu verstehen. Gerade vor dem Hintergrund der spürbaren negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie ist ein Ausbau an allen Schulformen mindestens vorübergehend geboten.

Die Förderrichtlinie und die komplizierten Zuständigkeiten müssen aufgelöst werden. Wir schlagen vor, die Verantwortung vollständig an die Kommunen zu geben, selbstverständlich vom Freistaat ausfinanziert.

Mehr Freiheit wagen

Schulautonomie ausbauen

Sachsens Schulen leiden unter Überregulierung und langwierigen Entscheidungsprozessen. Wir wollen das Subsidiaritätsprinzip stärker als bisher zum Tragen kommen lassen und den Schulleitungen mehr Entscheidungskompetenz übertragen. Dazu fordern wir die Festschreibung einer klaren Kompetenzverteilung zwischen Schule, Träger und Behörden - wobei möglichst viele Kompetenzen auf Ebene der einzelnen Schulen verankert werden sollen. Wir machen uns dafür stark, dass die Schulen mehr Personalhoheit und die Möglichkeit zur finanziellen Selbstverwaltung erhalten. Das Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) wollen wir langfristig vom Schulverwalter zum Schulentwicklungsbegleiter machen.

Vorschriftendickicht lichten

Wir Freie Demokraten fordern eine umfassende Vereinfachung des Vorschriftenkataloges im Bereich der allgemeinbildenden Schulen. Es kann nicht sein, dass selbst langjährige Schulleiter nicht mehr wissen, welche Vorschriften konkret in ihrem Wirkungsbereich genau gelten. Die gesetzlichen und verwaltungsrelevanten Regelwerke müssen entschlackt werden.

Ganztagsschule ausbauen

Seit Jahren nimmt die Stundenanzahl des sächsischen Bildungsplans kontinuierlich ab, ganz im Gegensatz zu den Ländern weltweit, die die vorderen Plätze in den internationalen Bildungsranglisten einnehmen. Wir Freie Demokraten setzen uns daher für eine gebundene Ganztagsschule ein. Das heißt, dass in den Unterrichtsalltag weitere Elemente verpflichtend eingebunden sind, wie beispielsweise freie Lernzeiten, Hausaufgabenbetreuung, GTA oder auch Förderunterricht. In die Sicherstellung dieser Angebote sollen vorrangig örtliche, ehrenamtlich tätige Vereine eingebunden werden.

Verbeamtung bundesweit regeln

Die Einführung der Verbeamtung von Lehrkräften in Sachsen war unausgegoren, planlos und führte zu einer Zweiklassengesellschaft in den Lehrerkollegien. Wir Freie Demokraten fordern eine bundesweite Lösung für dieses Problem. Damit würde der falsche Ansatz der Verbeamtung als Abwerbemittel im Fachkräftewettstreit entfallen. Deshalb soll sich Sachsen in der Kultusministerkonferenz für eine einheitliche Lösung stark machen.

Leistungsbezogene Vergütung

Statt mit Verbeamtung zu locken, wollen wir die Möglichkeiten leistungsbezogener Vergütung ausweiten und so gerade motivierte und engagierte Menschen für diesen Beruf gewinnen. Lehrerinnen und Lehrer, die sich aktiv um die eigene Fortbildung bemühen, Zusatzangebote initiieren oder innovativen und hochwertigen Unterricht anbieten, sollen auch finanziell profitieren.

Interkulturelles Lernen stärken

Der Austausch mit anderen Kulturen, Ländern und Regionen sind eine wichtige Erfahrung für junge Menschen. Daher wollen wir Freie Demokraten interkulturelles Lernen fördern und den Schüleraustausch mit Partnerländern fördern. Dazu wollen wir bestehende Programme besser bewerben und den Zugang für alle Altersstufen erleichtern.

Bildungspflicht statt Schulpflicht

Wir sprechen sich für die Umwandlung der Schulpflicht in eine Bildungspflicht aus. Bei dieser handelt es sich um die Pflicht für Minderjährige zu bestimmten Zeitpunkten Leistungsnachweise (Prüfungen) abzulegen. Der Unterschied zur Schulpflicht besteht darin, dass dann Kinder nicht mehr zwangsläufig genehmigte Schulen besuchen müssen, wenn sie die gesetzlich festgelegten Lernziele erreichen.

Lehrerausbildung neu denken

Duale Lehrerausbildung einführen

Wir Freie Demokraten setzen uns für eine duale Lehrerausbildung ein. Dabei sollen die angehenden Lehrkräfte von Anfang an in der Schule eingesetzt werden und somit sofort einen direkten Praxisbezug erfahren. Das schafft Vertrauen und Rückkopplung zwischen theoretischen Lerninhalten und praktischer Anwendung. Zudem können Lehramtsstudenten sehr früh erkennen, ob der anspruchsvolle Beruf etwas für sie ist und sie diesem gewachsen sind.

Ein weiterer Vorteil ist, dass das Feld der Berufseinsteiger damit deutlich verbreitert werden kann, da damit eine Ausbildung zur Lehrkraft auch für Menschen attraktiv wird, die sich ein normales grundständiges Studium über mehrere Jahre vielleicht nicht leisten können. Angelehnt an das Modellprojekt "SchulAQ" für die berufsbildenden Schulen an der TU Dresden wollen wir prüfen, ob das duale Studium langfristig als "Aufstiegsstudiengang" für die allgemeinbildenden Schulen auf Personen ohne allgemeine Hochschulreife aber mit einschlägiger Berufserfahrung ausgeweitet werden kann.

Dezentrale Ausbildung stärken

Wir Freie Demokraten setzen uns dafür ein, dass die grundständige Lehrerausbildung für alle Schularten an den drei sächsischen Universitätsstandorten Leipzig, Dresden und Chemnitz gestärkt wird. Wir wollen regionale Ausbildungskapazitäten durch die Einrichtung von universitären Außenstellen an den Hochschulstandorten in Mittel-, Ost- und Westsachsen schaffen – analog der bereits bestehenden Kooperation zwischen der Universität Leipzig und der HAW Zwickau. Damit sollen insbesondere sächsische Lehramtsstudenten möglichst heimatnah sowie gezielt in den Bedarfsregionen ausgebildet werden.

Lehrerausbildung praxisnah gestalten

Wir Freie Demokraten setzen uns dafür ein, die akademischen Ausbildungsinhalte im Lehramtsstudium zu straffen und vermehrt anwendungsbezogene Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden, die für den späteren Unterrichtsalltag besonders relevant sind. Die Praxisnähe des Lehramtsstudiums wollen wir durch die Einführung eines Praxissemesters sowie verpflichtende Praktika in den Bedarfsschularten stärken.

Für einen Neustart im sächsischen Bildungssystem

Es ist dringend erforderlich, dass das Bildungssystem in Sachsen einen Neustart bekommt. Wir Freie Demokraten setzen uns dafür ein, dass die Schulbildung im Freistaat mehr Autonomie, Selbstbestimmung und Individualität bietet. Das Ziel ist es, junge Menschen darauf vorzubereiten, in einer sich schnell verändernden Welt erfolgreich zu sein und ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Es ist an der Zeit, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um den Lehrermangel zu bekämpfen, Schulstandorte digital aufzurüsten und die Lehrerausbildung praxisnah zu gestalten. Nur so kann das sächsische Bildungssystem den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gerecht werden und sicherstellen, dass jede Generation die beste Schulbildung erhält, die wir uns leisten können.

Wir Freie Demokraten stehen für weltbeste Bildung. Fangen wir jetzt damit an!